MERCOSUR und europäische Akteure trafen sich in Argentinien, um eine entwaldungsfreie Sojakette zu stärken

Buenos Aires / Rosario, 20-21 Mai 2025 – Vertreter der Regierungen, des Privatsektors, internationaler Organisationen, der Erzeuger und zivilgesellschaftlicher Organisationen aus dem MERCOSUR und der Europäischen Union nahmen an dem Treffen “MERCOSUR-EU-Sojadialog: Stärkung einer strategischen Wertschöpfungskette” teil, das am 20. und 21. Mai in den Städten Buenos Aires und Rosario stattfand.


Die Veranstaltung wurde vom AL-INVEST Green-Programm, dem SAFE-Programm (Sustainable Agriculture for Forest Ecosystems), dem Zero Deforestation Project und dem Deutsch-Argentinischen Dialog für nachhaltige landwirtschaftliche Innovationen (DAAIAS) organisiert. Während der beiden Tage wurde Raum für den Austausch über die Herausforderungen und Chancen der neuen europäischen Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) und ihre Auswirkungen auf die Soja-Wertschöpfungskette geschaffen.


Die Behörden betonten ihr Engagement für einen gemeinsamen Übergang 
Am ersten Tag fand die Veranstaltung in der Getreidebörse von Buenos Aires statt, an der hochrangige Vertreter teilnahmen. Die Eröffnung wurde von Manuel Chiappe, Unterstaatssekretär für landwirtschaftliche Produktion und Forstwirtschaft des argentinischen Sekretariats für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei, Eran Nagan, stellvertretender Botschafter der Delegation der Europäischen Union in Argentinien, und Minister Peter Neven, Leiter der Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft in Argentinien, geleitet.


In seiner Rede betonte Manuel Chiappe: “Argentinien spielt weltweit eine führende Rolle in der Lebensmittelproduktion, die auf effizienten Produktionssystemen mit geringem ökologischen Fußabdruck beruht. Aus diesem Grund räumt es der Ernährungssicherheit Priorität ein und bekräftigt immer wieder sein Engagement für die Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen. In Bezug auf die Verordnung hat Argentinien diese in verschiedenen Foren immer sehr kritisch hinterfragt und sich für einen freien Handel auf der Grundlage klarer, fairer Regeln und wissenschaftlicher Erkenntnisse ausgesprochen”.


Eran Nagan betonte: “Die EUDR ist ein gemeinsames Ziel zum Wohle des Planeten, des Sektors und der Verbraucher. Im Laufe der Jahre haben die MERCOSUR-Länder und die EU sehr effiziente Vermarktungsketten für Sojabohnen aufgebaut, die ein wichtiger Rohstoff für die Tierproduktion in Europa sind und auf langjährigen Vertrauensbeziehungen sowie Qualitäts- und Gesundheitsgarantien basieren. Räume wie dieser ermöglichen einen direkten Austausch zwischen den Akteuren, um diese Grundlagen zu konsolidieren, ihre Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit zu stärken und eine reibungslose Koordinierung zwischen den Akteuren der beiden Regionen zu gewährleisten”.

 

Peter Neven sagte: “In einem Kontext, der durch wachsende geopolitische Spannungen und ein Wiederaufleben des Protektionismus auf globaler Ebene gekennzeichnet ist, stellt das im Dezember letzten Jahres geschlossene Assoziierungsabkommen zwischen dem MERCOSUR und der Europäischen Union einen wichtigen Impuls für die Stärkung der Handelsbeziehungen und der Investitionen zwischen unseren Ländern dar und trägt so zur Nachhaltigkeit der Produktion und zum Wohlstand unserer Völker bei”. Er brachte auch zum Ausdruck, dass die neue deutsche Bundesregierung ihr volles Engagement für das Abkommen und ihre Unterstützung für eine rasche Ratifizierung bekräftigt.


Der Handel mit Sojabohnen und die EUDR: eine europäische Vision

Zu den ersten Fachvorträgen gehörte die Teilnahme von Elsa Laval, stellvertretende Referatsleiterin der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (GD AGRI) der Europäischen Kommission, die den Sojahandel zwischen dem MERCOSUR und der EU ansprach: Die EU und der MERCOSUR sind langfristige Handelspartner und wir müssen zusammenarbeiten, um einen gemeinsamen Übergang zu einem nachhaltigen System zu erreichen. Der Handel mit Sojabohnen ist aufgrund seiner strategischen Bedeutung ein wichtiger Hebel für diesen Übergang. Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte und das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und dem MERCOSUR sind wichtige Schritte auf diesem Weg.

 

Emanuele Pitto, Vertreter der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, stellte anschließend den aktuellen Stand der EUDR-Verordnung vor, wobei er sich auf die technischen Aspekte der Umsetzung und die gemeinsamen Herausforderungen mit den Erzeugerländern konzentrierte.


Der Wirtschaftswissenschaftler Sebastián Senesi, Direktor des Programms für Agrarwirtschaft und Ernährung an der Universität Buenos Aires, bot eine regionale Perspektive auf den Sojamarkt im Mercosur, seine strukturellen Merkmale und Möglichkeiten zur Verbesserung der Informations- und Überwachungssysteme.


Es folgte eine Podiumsdiskussion mit europäischen Marktteilnehmern und zuständigen Behörden, an der Vertreter von COCERAL, FEFAC, CESFAC, ANACER und ASFAC sowie Fachbehörden wie Hans Peter Lampen, Referatsleiter für Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien des deutschen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und regionale Identität, und Rosa Altisent, Generaldirektorin für Landwirtschaft und Viehzucht in Katalonien, der zuständigen EUDR-Behörde in dieser Region, teilnahmen. Diese Akteure tauschten ihre Ansichten über die Umsetzung der EU-Verordnung und ihre Auswirkungen auf den Agrar- und Lebensmittelhandel mit Südamerika aus.


Rückverfolgbarkeit, Anpassung und regionale Lösungen

In den Fachforen wurden nationale EUDR-Anpassungsinitiativen vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf Rückverfolgbarkeit, Überwachung und digitalen Instrumenten lag. Beispiele kamen aus Argentinien (VISEC und Tracestory), Brasilien (Selo Verde und AgroBrasil +  Sustentável), Paraguay (RETSA – Registro de Establecimientos con Trazabilidad Socioambiental – und SISE) und Uruguay (Plataforma Nacional de Cadenas Libres de Deforestación).


Am Nachmittag wurden die Schlussfolgerungen des Iguazú-Gipfels 2024 in einer Arbeitssitzung mit dem Titel “Closing the gaps” aufgegriffen, die von Marnix Doorn, Teamleiter des DAAIAS-Projekts, koordiniert wurde. Die Dynamik ermöglichte es, gemeinsam neue Schlüsselfragen zu vertiefen, um die nächsten Schritte zur Umsetzung der EUDR zu lenken: die rechtliche Sorgfaltspflicht und die Identifizierung der anwendbaren Gesetzgebung; die Rolle öffentlicher Güter und staatlicher Unterstützung zur Erleichterung der Einhaltung der Vorschriften; die Herausforderungen, um den Ausschluss von Produzenten von den technischen und administrativen Anforderungen der Verordnung zu vermeiden; und die Positionierung des Landes gegenüber dem europäischen Berichterstattungs- und Risikoeinstufungssystem.


Technische Besichtigungen in Rosario

Am zweiten Tag besuchten die Teilnehmer Industrieanlagen und Hafenterminals in der Provinz Santa Fe, wo Sojabohnen und Nebenprodukte angenommen, verarbeitet und verschifft werden. Die Aktivitäten wurden in der Börse von Rosario (BCR) fortgesetzt, wo eines der in Argentinien in Betrieb befindlichen Systeme – das Überwachungs-, Melde- und Überprüfungssystem (MRV) von VISEC – vorgeführt wurde, gefolgt von einer technischen  Diskussionsrunde über operative Lösungen zur Erfüllung der EUDR-Anforderungen in den Mercosur-Ländern.


Auf dem Weg zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen EU und Mercosur im Bereich der Nachhaltigkeit

Zum Abschluss der Aktivitäten fanden Systematisierungsworkshops statt, die es   ermöglichten, einen Konsens über eine Reihe technischer und politischer Empfehlungen für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und dem MERCOSUR zu erreichen. Unter den Vorschlägen wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, die Rückverfolgbarkeitssysteme zu stärken, die regionale technische Hilfe zu erweitern, Finanzierungssysteme für den Übergang zu fördern und innovativere und anpassungsfähigere Regelwerke zu entwickeln. Außerdem wurde betont, wie wichtig es ist, die Einbeziehung kleinerer Erzeuger zu gewährleisten und die regionale Koordinierung zu fördern, um den Zugang zu technologischen Instrumenten und globalen Märkten zu erleichtern.

Quelle: DAAIAS

Foto: DAAIAS 

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