EU-Entwaldungsverordnung, Schwerpunkt des Dialogs zwischen Deutschland und dem Mercosur

Zwei Tage lang debattierten in Puerto Iguazú mehr als 100 Vertreterinnen und Vertreter öffentlicher und privater Institutionen aus Deutschland, Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und der Europäischen Union über die Herausforderungen und Chancen der EUEntwaldungsverordnung (EUDR).

Das Gipfeltreffen in Iguazú (Iguazú Summit) fand am 14. und 15. März in der Provinz Misiones statt und wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten bilateralen Kooperationsprojekten organisiert: Dem Deutsch-Argentinischen Dialog zu Nachhaltigen Landwirtschaftlichen Innovationen (DAAIAS), dem DeutschBrasilianischen Agrarpolitischen Dialog (APD) und dem Deutsch-Uruguayischen Fachdialog Agrar (DAUA).

Die Verordnung zielt darauf ab, den europäischen Verbrauch und Handel mit entwaldungsfreien Rohstoffen und Agrarprodukten zu gewährleisten, ohne das enorme landwirtschaftliche Produktionspotenzial der Mercosur-Länder einzuschränken. In diesem Sinne bot die Veranstaltung die Möglichkeit, über die Fortschritte bei der Umsetzung der EUDR in den jeweiligen Ländern und die Ermittlung der bestehenden technischen und technologischen Breschen zu debattieren.

Zu Beginn des ersten Tages ging Marnix Doorn, Leiter der DAAIAS, auf das Ziel ein, die EUPraktiken bekannt zu machen, um Erfahrungen auszutauschen und Vereinbarungen zur Nachhaltigkeit zu treffen. „Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Ländern und der Europäischen Union treffen sich heute, um über Regelungen für entwaldungsfreie Ketten zu diskutieren und sich mit technologischen Lösungen, notwendigen Investitionen und den Auswirkungen auf Kleinerzeuger zu befassen“. Doorn betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen der EU und dem Mercosur für diese Gespräche von grundlegender Bedeutung ist. Tomislav Ivančić, der Moderator der Veranstaltung, übergab seinerseits das Wort an den Gouverneur der Provinz Misiones, Hugo Passalacqua, der sich dazu äußerte: „Mir gefällt sogar der Titel ‘Deutschland-Argentinien-Dialog’. Das Wort ‘Dialog’ scheint mir in diesem Moment, zumindest was meine Art zu sein und zu denken betrifft, der Schlüssel zu sein, um konkrete Lösungen zu finden. Anschlieβend betonte Hans-Peter Lampen, Leiter der Abteilung für Nord- und Südamerika, Afrika, Süd- und Südostasien und Ozeanien im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland (BMEL), wie wichtig es ist, fruchtbare und nützliche Diskussionen zu führen, um eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion zu gewährleisten.

Am Morgen dieses ersten Tages wurde die EUDR durch die Vorträge des Botschafters der Europäischen Union in Argentinien, Amador Sánchez Rico, und des politischen Beraters des BMEL, Dr. Thomas Baldauf, vorgestellt. Sánchez Rico wies auf die Dringlichkeit hin, die globale Entwaldung aufzuhalten. Diese Verordnung wurde im Juni letzten Jahres verabschiedet, um die Wälder zu schützen, die biologische Vielfalt zu erhalten und den Klimawandel zu bekämpfen. Sie regelt die Vermarktung von sieben Erzeugnissen in und aus der EU (neben Rindern, Soja und Holz auch Kakao, Kaffee, Palmöl und bestimmte Derivate). „Um in der EU gehandelt oder aus der EU ausgeführt werden zu können, müssen diese Produkte drei Anforderungen erfüllen: Sie müssen aus einer seit Dezember 2020 entwaldungsfreien Zone stammen, legal sein und über eine Sorgfaltserklärung des Importeurs oder Händlers in der EU verfügen“, betonte Sánchez Rico. Dr. Thomas Baldauf hob seinerseits hervor, wie wichtig es ist, diese Art von Dialog und Gesprächen zu führen, die es ermöglichen, Wissen und unterschiedliche Perspektiven zu teilen, um Lösungen zu finden. In diesem Sinne wies er darauf hin, dass die Kommunikation nicht an dieser Stelle endet: „Wir müssen an der Wertschöpfungskette arbeiten und die Gespräche zwischen allen Produzenten ausweiten“. Im Anschluss daran stellten die argentinischen Experten Sabine Papendieck und Pablo Elverdin sowie Niels Soendergaard und Bruno Meireles Leite aus Brasilien Lösungen vor, die bereits in der Entwicklung sind und möglicherweise dazu beitragen können, diese Verordnung im aktuellen Kontext von Soja und Fleisch im Mercosur einzuhalten.

Am Nachmittag fanden Gruppenarbeiten statt, in denen Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Handelns in der Region ausgelotet wurden. Das von allen Anwesenden gezeigte Engagement ist ein klarer Indikator dafür, „dass wir bereit sind, diese Herausforderung gemeinsam und koordiniert anzugehen“, unterstrich Dr. Thomas Dietz und Paulo Mortara Batistic, die für die Analyse und die abschließenden Überlegungen des Austauschs verantwortlich waren. Der erste Tag endete mit den Worten des deutschen Botschafters in Argentinien, Dieter Lamlé, der betonte: „Extreme Wetterereignisse wirken sich weltweit negativ auf den Agrarsektor aus. Umso wichtiger sind der Handel und offene, transparente Märkte“. In diesem Zusammenhang „spielt der internationale Handel eine sehr wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit für eine wachsende Weltbevölkerung. Er ist auch ein grundlegender Pfeiler auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung für die Länder“, sagte Lamlé. Fernando Vilella, Sekretär für Bioökonomie des argentinischen Wirtschaftsministeriums, betonte die Notwendigkeit, die Exporte zu steigern, mit einem geringen Kohlenstoff-Fußabdruck und einem Mehrwert für die Biomasse. Ingo Melchers, Leiter des Deutsch-Brasilianischen Agrarpolitischen Dialogs, hob den Austausch und die Zusammenarbeit als Protagonisten des Tages hervor.

Die Begrüßungsrede des zweiten Tages hielt Dagmar Wittine, Teamleiterin des DeutschUruguayischen Fachdialogs Agrar, die die Aktivitäten des Vortages zusammenfasste und die verschiedenen Lösungen und Modelle hervorhob, die in der Region bereits bestehen oder entwickelt werden und die auf andere Länder übertragen werden können.

Zur Vertiefung des Austauschs wurde eine Diskussionsrunde zwischen dem Publikum und Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen und privaten Sektors aus Deutschland organisiert: Thomas Baldauf (BMEL), Hans Peter Lampen (BMEL) und Matthias Rudolph (VDF); für Argentinien: Fernando Vilella (Sekretariat für Bioökonomie) und Gustavo Idígoras (CIARA CEC VISEC); für Uruguay: Martín Mattos (MGAP) und Mario Rodríguez (MGAP); für Paraguay: Andrés Ginés (REDIEX) und Sandra Noguera (CAPPRO); und für Brasilien: Lara Line de Souza (Mapa). Vier Fragen standen im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung: Welche Lücken gibt es bei den derzeitigen Rückverfolgbarkeitslösungen? Welche Investitionen sind für bestehende Rückverfolgbarkeitslösungen mit EUDR erforderlich? Welche „Risikominderungsmaßnahmen“ gibt es, um die verbleibenden Rückverfolgbarkeitslücken zu schließen? Welche Maßnahmen sind erforderlich, um Kleinerzeuger aktiv zu halten?

„Zwei Tage lang haben wir gezeigt, wie wichtig der Austausch mit unseren Partnern ist. Wir sind immer noch Menschen, Interaktion löst viele Probleme“, betonte Doorn am Ende des Iguazú-Summit.

QUELLEN: ITD

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