Studienreise nach Deutschland 2022

Vom 21. bis 25. November 2022 unternahm eine argentinisch-deutsche Delegation mit Vertretern der politischen und operativen Partnerorganisationen des “Deutsch-Argentinischen Dialogs für nachhaltige Agrarinnovationen” (DAAIAS) ihre erste Studienreise im Rahmen des bilateralen Kooperationsprojekts.

Die erste Studienreise im Rahmen des DAAIAS-Projekts fand mit dem Ziel statt, vor allem die deutsche Agrarinnovationspolitik in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft, kohlenstoffarme Landwirtschaft, intelligente Landwirtschaft, Biotechnologie und Bioökonomie kennenzulernen sowie verschiedene Institutionen und Pilotprojekte zu besuchen und Erfahrungen mit öffentlichen, privaten und akademischen Einrichtungen auszutauschen. Dies war eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Potenzial und die Reichweite der argentinisch-deutschen Zusammenarbeit zu fördern.
Das Programm ermöglichte es, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke auszubauen. Im Folgenden sind die Höhepunkte der Reise pro Tag zusammengefasst:

 

Tag 1:
Bayrische Landesanstalt für Landwirtschat (LfL) – BMEL-Versuchsfeld “DigiMilch”.
Am Montagmorgen, dem 21.11., besuchten wir den Standort der LfL in Poing, wo das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Digitale Experimentierfeld DigiMilch finanziert. Hier hatten wir die Gelegenheit, den Demonstrationsmilchviehbetrieb zu besichtigen. Ziel des Experimentierfeldes ist es, die Eignung bestehender digitaler Lösungen für die Milcherzeugung anhand quantitativer und qualitativer Kriterien praxisnah auf bestehenden Betrieben zu testen, die Erfahrungen mit deren Einsatz zu erfassen, Lücken/Defizite zu identifizieren und Vorschläge für mögliche Lösungen zu entwickeln. Der Aspekt der Demonstration der zu testenden und zu bewertenden digitalen Technologien ist von entscheidender Bedeutung.


Sie hat verschiedene Forschungsschwerpunkte:


– Düngemittelmanagement im Betrieb (Einsatz von Infrarot zur Bestimmung des Düngemittelgehalts, um eine präzise Düngung der Felder zu ermöglichen).
– Leistungsbestimmung mit Hilfe von Sensoren
– Fütterungsmanagement (Sie sind in der Lage, Futtermittel zuzubereiten und die Fütterung jeder einzelnen Kuh zu bestimmen und somit verschiedene Futtermittel in Bezug auf die Leistung der Tiere zu vergleichen, wobei ein in der Versuchsstation entwickeltes System verwendet wird).
– Vernetzte tierbezogene Sensorsysteme

 

Die Fachleute unter der Leitung von Dr. Isabella Lorenzini erläuterten den Umgang mit den Tieren von der Geburt bis zur Produktion sowie alles, was mit der Digitalisierung und Automatisierung von Produktion und Fütterung zusammenhängt. Erwähnenswert ist, dass dieses Experimentierfeld, das auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft angelegt ist, sowohl für die Forschung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren als auch für die Beratungsarbeit genutzt wird.


BayWa
Anschließend besuchte die Delegation die Büros von BayWa in München, wo eine Präsentation über das Agri-PV-System stattfand, ein System zur Energieerzeugung mit Photovoltaik-Paneelen, das auch Schatten und Schutz für einige Kulturen und Tiere bietet. Sie unterschieden zwischen zwei Arten von AgriPV, Overhead-PV und Interspace-PV, die je nach der auf dem betreffenden Feld angebauten Kultur ausgewählt werden müssen. Sie erläuterten auch die verschiedenen Initiativen, die sie im Bereich der Nachhaltigkeit in verschiedenen Teilen der Welt durchführen, und wie sie landwirtschaftliche Betriebe mit Hilfe von Satellitenbildern beraten.


Fraunhofer-Gesellschaft / Fraunhofer IVV
Zum Abschluss des ersten Tages besuchte die Delegation das Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising. Die Fraunhofer Gesellschaft wurde 1949 gegründet und ist heute mit 76 Instituten und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland die weltweit führende Organisation für angewandte Forschung. Durch die Priorisierung von Schlüsseltechnologien für die Zukunft und die Vermarktung ihrer Entdeckungen in Wirtschaft und Industrie spielt sie eine Schlüsselrolle im Innovationsprozess. Während der Präsentation zeigten sie die Laboreinrichtungen, in denen sie an Verpackungen und alternativen Proteinen arbeiten. Der Austausch über Technologietransfer und Innovation in Deutschland war sehr interessant, auch im Hinblick auf zukünftige Aktivitäten im Rahmen des DAAIAS-Projekts. Die Fraunhofer-Institute sind ein gutes Beispiel für eine Einrichtung, der es gelingt, die Verbindung zwischen Forschung und Industrie herzustellen, indem sie Produkte entwickelt und neue Verfahren in einem industrienahen Maßstab erprobt. Im Rahmen eines Projekts, bei dem die nachhaltige Rindfleischproduktion eines der Hauptthemen ist, war es ein interessantes Element der Reflexion, mit einem der führenden Institute in Deutschland in Kontakt zu treten, das Alternativen zu Fleisch als Ansatz für eine nachhaltigere Ernährung entwickelt.


Tag 2:
Technische Universität München, TUM Venture Labs
Die Technische Universität München (TUM) ist eine der führenden Universitäten in Europa, bekannt für Exzellenz in Lehre und Forschung, aktive Nachwuchsförderung und einen ausgeprägten Unternehmergeist. Am Dienstagmorgen fand ein Besuch auf dem Campus der TUM-Universität statt, wo die Forschenden, die die argentinisch-deutsche Delegation empfingen, verschiedene digitale Lösungen für den Gebrauch in den Betrieben vorstellten. Sie erläuterten die Herausforderungen, mit denen sie auf den Feldern in Deutschland konfrontiert sind, wo es nur eine begrenzte Internetverbindung gibt. Die Forschenden sind darin bestrebt, dieses Problem durch die Kombination verschiedener Technologien zu lösen. Hierbei werden vorrangig Open-Source-Technologien, um die Anwendung durch landwirtschaftliche Unternehmen zu erleichtern. Anschließend wurden die Innovationslabore des TUM Venture Lab Food/Agro/Biotech, besichtigt, wo zwei Mitarbeitende der Universität erläuterten, wie sie mit Unternehmern zusammenarbeiten und wie sie Dritten, die dies benötigen, Unterstützung in Form von Labordienstleistungen, Ausrüstung und Wissen bieten. Die Einrichtungen des Venture Lab Food/Agro/Biotech wurden besichtigt, darunter gemeinsame Labors, ein Co-Working Space und ein Makers Space.Eines der dort ansässigen Start-ups, das auf Robotik spezialisiert ist und sich mit mechanischem Jäten befasst, stellte sich vor.

 

Bayern Food Cluster – Kulmbach:
Auf dem Weg nach Leipzig wurde Kulmbach bei Bayreuth ein Besuch abgestattet. Mit dem Ziel, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Lebensmittelstandortes Bayern zu steigern, arbeitet das Cluster Lebensmittel an der Qualität von Lebensmitteln und der Nachhaltigkeit. Das Cluster befasst sich mit zukunftsrelevanten Themen wie der Digitalisierung in Produktion und Handel sowie mit regionalen und traditionellen bayerischen Lebensmitteln. Das Cluster bringt verschiedene Akteure des Ernährungs- und Lebensmittelsektors zusammen und verfügt über ein starkes internationales Netzwerk, das sich für die Anliegen und Bedürfnisse der Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft einsetzt. Ein hervorragender Austausch, der es ermöglicht, aus erfolgreichen Erfahrungen zu lernen und zu profitieren.

 

Tag 3:
Seminar in IAK Agrar Consulting
Unter Beteiligung des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung (SMR), des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie IMW und des agri benchmark – Projekts des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft fand in den Räumen der IAK Agrar Consulting GmbH ein Seminar zur Innovationspolitik statt.
In den verschiedenen Präsentationen befassten sich die Redner mit regionalen Innovationsstrategien, lokalen und internationalen Erfahrungen mit der Entwicklung von Ökosystemen und Beispielen von Projekten in anderen Teilen der Welt.

 

Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ)
Auf dem Programm stand auch ein Rundgang durch das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), das als zentraler und unabhängiger Meinungsbildner im Bereich der energetischen und stofflichen Nutzung von Biomasse der Frage nachgeht, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit größtmöglicher Effizienz und Effektivität zum heutigen und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen seiner Forschungsaktivitäten identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ gemeinsam mit einem breiten Netzwerk von Partnern aus Forschung, Industrie und Zivilgesellschaft die vielversprechendsten Anwendungsfelder der Bioenergie und besonders positive herausragende Beispiele. Ziel der Arbeit des DBFZ ist es, das allgemeine Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft zu erweitern und die herausragende Stellung Deutschlands als Industriestandort in diesem Bereich langfristig zu sichern. Eine ausgezeichnete Tour, bei der man unter anderem etwas über Biodigestoren, die Herstellung von Hydrokohle aus landwirtschaftlichen Reststoffen und die Pelletherstellung aus verschiedenen Materialien erfahren konnte.
Die deutsch-argentinische Delegation wurde von Dr. Sven Schaller begrüßt, der eine allgemeine Einführung gab und sie dann auf einem Rundgang durch die verschiedenen Labore begleitete, in denen sie an Biogas, Bioraffinerien und der Verbrennung von Materialien im Allgemeinen arbeiten. Er betonte, dass sich das Institut auf die Verwertung von Reststoffen, sowohl aus der Landwirtschaft als auch aus der Stadt, konzentriert.

 

Tag 4:
Es wurde ein Besuch im Smart Farming Lab der Universität Leipzig durchgeführt. Die Universität Leipzig ist Teil des Experimentierfeldes EXPRESS, das wie DigiMilch vom BMEL gefördert wird. EXPRESS arbeitet an mehreren Schwerpunktthemen, unter anderem Wasserstress, Rückverfolgbarkeit und virtuelle Realität. Die Präsentationen der Fachkräfte konzentrierten sich auf die Forschung, die sie mit Hilfe von Sensoren und Drohnen durchführen, um die Landwirtschaft zu digitalisieren. Diese Digitalisierung ist der Schlüssel zum Blockchain-System, das für Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der gesamten Produktionskette sorgt. Sie erklärten auch, wie sie mit den verschiedenen Werkzeugen arbeiten, die ihnen im Weinbau zur Verfügung stehen.


Tag 5:
Seminar im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
In den Räumen des BMEL fand ein Seminar statt. Es bestand aus zwei Teilen: Im ersten Teil sprachen Mitarbeitende des deutschen Ministeriums in drei verschiedenen Präsentationen über die Fördermechanismen und Strategien für die Entwicklung von Innovationen, den Digitalisierungsprozess in der Landwirtschaft und die Bioökonomie. Auf argentinischer Seite wurde die Arbeit des Sekretariats für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei (SAGyP) von der Direktion für Innovation und gute landwirtschaftliche Praktiken vorgestellt. Abschließend wurde die Vision des argentinischen Nationalen Instituts für Agrartechnologie (INTA) und seine Tätigkeit in Bezug auf die Förderung von Innovationen, insbesondere durch das nationale AgTech-Programm, erläutert. Ein ausgezeichneter Austausch, der es ermöglichte, Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ländern, Herausforderungen und Chancen für 2030 zu finden.

Zum Abschluss fand ein Treffen mit der argentinischen Botschaft in Deutschland statt, bei dem die Teilnehmenden die Ehre hatten, von Botschafter Fernando Brun empfangen zu werden.


Abschließende Überlegungen
Es war eine Reise mit einem sehr vollen und vielfältigen Programm. Für die argentinische Seite war die Studienreise eine Gelegenheit zu erfahren, wie Deutschland in den Bereichen Innovation, Digitalisierung sowie saubere und erneuerbare Energien in Forschung und Beratung arbeitet.
Bei den verschiedenen Gesprächen kristallisierten sich mehrere Themen heraus, an denen Argentinien und Deutschland gemeinsam arbeiten könnten, und es wurden gemeinsame Probleme identifiziert, die eine Chance für Zusammenarbeit in der Lösungsfindung darstellen: relativ geringe Akzeptanz der Technologie durch die Erzeuger, Konnektivitätsprobleme vor Ort, zu viele und nicht integrierte Plattformen, sowie andere Punkte.
Als eines der Potenziale der Zusammenarbeit, wurde die Möglichkeit erwähnt, in den verschiedenen Ländern gegenläufig zu den Jahreszeiten zu arbeiten, um die Arbeit im Feld zu beschleunigen und die Sammlung von Daten und damit von Informationen für die Entscheidungsfindung zu fördern.
Außerdem wurde als zusätzliche Aktivität für das DAAIAS-Projekt die Möglichkeit angesprochen, frühere Kooperationsvereinbarungen zwischen verschiedenen Forschungsinstituten in Deutschland und dem INTA, die aus verschiedenen Gründen auf Eis gelegt worden waren, wieder aufzunehmen.

 

Über die deutsch-argentinische Delegation:
Die deutsch-argentinische Delegation, die an der Studienreise teilnahm, wurde vertreten durch:
Gastón Funes, (Landwirtschaftsattaché an der argentinischen Botschaft bei der Europäischen Union in Brüssel), Andrés Méndez (Direktor für Innovation und Gute Landwirtschaftliche Praxis im SAGyP), Santiago Bonifacio (Direktor für Kooperation und Bilaterale Verhandlungen, Nationale Direktion für Internationale Beziegung im Subsekretariat für Politische Koordination, SAGyP), Gabriela Tallarico (Nationale Koordinatorin des AgTech-Programms beim INTA), Ricardo Garro (Projektkoordinator für Präzisions-Viehhaltung beim INTA); Sabeth Bayer (Projektmanagerin im Bilateralen Kooperationsprogramm des BMEL, GFA Consulting Group), Marnix Doorn (Projektleiter des DAAIAS), Edgard Ramírez (Innovationsspezialist des DAAIAS) und Malin Gütschow (Projektmanagerin für DAAIAS, IAK Agrar Consulting).

DigiMilch
Botschaft der Argentinischen Republik in Deutschland
Seminar zu Innovationspolitik im BMEL
QUELLE: DEUTSCH-ARGENTINISCHER DIALOG ZU NACHHALTIGEN LANDWIRTSCHAFTLICHEN INNOVATIONEN
FOTO: GFA CONSULTING GROUP + DEUTSCH-ARGENTINISCHER DIALOG ZU NACHHALTIGEN LANDWIRTSCHAFTLICHEN INNOVATIONEN

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