Die Menschheit steht vor zahlreichen Herausforderungen, darunter die Ernährung der Welt mit nachhaltigen Produktionssystemen angesichts des Klimawandels. Das Ziel 15 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung enthält eine spezifische Vorgabe zur Entwaldung: “Bis 2020 die Umsetzung einer nachhaltigen Bewirtschaftung aller Arten von Wäldern fördern, die Entwaldung stoppen, geschädigte Wälder wiederherstellen und die Aufforstung und Wiederaufforstung weltweit erheblich steigern”. Die Abholzung der Wälder geht jedoch weiter, oft mit dem Argument, dass neue landwirtschaftliche Flächen für die Ernährung der Welt benötigt werden. Um nachhaltige Lieferketten zu fördern, hat die Europäische Union im Mai 2023 die Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) verabschiedet. Sie wird am 30. Dezember 2024 für mehrere landwirtschaftliche Erzeugnisse, darunter Soja und Rindfleisch, in Kraft treten.
“Die jüngste europäische Verordnung wird Importeure verpflichten, entwaldungsfreie Produkte zu kaufen, was sich direkt auf die Produzenten dieser Waren auswirken wird. Im Kontext des Mercosur führt dies zu einem großem Bedarf eines tieferen Verständnisses über die Umsetzung der Entwaldungs-Verordnung. Um die Kommunikation zu verbessern, den Zugang zu Informationen für öffentliche und private Akteure zu erleichtern, Unklarheiten und Schlupflöcher zu identifizieren und den Privatsektor für die technischen Anforderungen der neuen Verordnung zu sensibilisieren, wurde ein effektiver Dialog mit den Mercosur-Ländern angestrebt. Zu diesem Zweck hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2023 verschiedene Aktivitäten und Workshops in Brasilien und Argentinien gefördert. Höhepunkt war der Iguazú-Gipfel am 14. und 15. März 2024 in Puerto Iguazú, Misiones, der vom Deutsch-Argentinischen Dialog zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Innovationen, dem Agrarpolitischen Dialog Deutschland-Brasilien und dem Deutsch-Uruguayischen Agrarfachdialog organisiert wurde. Diese Veranstaltung brachte wichtige Akteure aus den Mercosur-Ländern und Deutschland zusammen und förderte einen fachlichen Austausch auf hohem Niveau, dessen Ergebnisse in diesem Bericht vorgestellt werden. Das Gipfeltreffen in Iguazú machte deutlich, wie wichtig ein breiter Dialog vor und während der Umsetzung neuer politischer Maßnahmen ist, insbesondere wenn diese Auswirkungen auf die Akteure in komplexen transkontinentalen Lieferketten haben.
Die Teilnehmenden der verschiedenen Länder zeigten technische Lösungen auf, äußerten aber auch Zweifel an der mangelnden technologischen Ausrichtung, um mit Systemen zu reagieren, die an den lokalen Kontext angepasst sind und den Anforderungen der EUDR gerecht werden. Wie dieses Papier zeigt, sind die Arbeiten im Gange, aber viele Herausforderungen bleiben bestehen.
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Autoren:
Thomas Dietz:
Thomas Dietz ist Professor für Internationale Beziehungen und Recht mit Schwerpunkt Nachhaltige Entwicklung. Bevor er nach Münster kam, war er Postdoctoral Fellow am Institute of European and Comparative Law der Oxford Universität und Mitglied des Wolfson College. Thomas hat einen MA in Politikwissenschaft von der Universität Bonn und einen Doktortitel in Rechtswissenschaft von der Universität Bremen, wo er auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 597 „Transformationen des Staates“ gearbeitet hat. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen internationale Politik, internationales Recht und nachhaltige Entwicklung.
Paulo Mortara:
Paulo Mortara Batistic ist Doktorand an der Universität Münster. Seine Forschungsinteressen umfassen Entwicklung, nachhaltigen Handel und insbesondere transnationale Governance sowie sozioökologische Aspekte von Zertifizierungen sowie deren Auswirkungen auf Kleinproduzenten in globalen Wertschöpfungsketten.